DEMOKRATIE ERZÄHLEN

Was geschieht, wenn der Souverän spricht


Die öffentlich vorgetragene Sorge um die Demokratie trägt Züge der Sorge vor ihr, denn sie wird oft verbunden mit Mahnung, Warnung und Belehrung. Der darin zum Ausdruck gebrachte Paternalismus steht in der Gefahr, zumindest Anleihen bei der Propaganda zu nehmen, vor der er warnen will. Der demokratische Streit wird dabei dem Souverän so wenig zugetraut wie seinen gewählten Repräsentant:innen. Streitende Parlamente und Koalitionen werden zu Krisenphänomenen verkehrt, politische Gegnerschaft als Feindschaft kolportiert.

Wir als Institut für Auftragskommunikation (IfAK) sehen ein zentrales Problem darin, dass das Erzählen von Lebens- und Arbeitsrealitäten in der öffentlichen Kommunikation zunehmend ersetzt wird durch Bekenntnisse und Bekundungen. Die Proteste von Landwirt:innen, medizinischem Fachpersonal oder auch Beschäftigten der Automobilindustrie u. a. haben gezeigt, wie wenig vertraut die etablierten Akteur:innen öffentlicher Meinungsbildung mit den alltäglichen Erzählungen und Forderungen derjenigen sind, durch die Wirtschaft wie Wohlfahrt funktionieren. 

Ähnlich dem Rundfunkrat könnte ein Gremium gesellschaftlicher, wirtschaftlicher wie politischer Organisationen – Tarifpartner, Wirtschafts- und Sozialverbände, Vereine, Kirchen und Parteien – dafür Sorge tragen. Der Clou: Sie ließen statt ihrer Funktionär:innen ihren jeweiligen Souverän sprechen. So würde sich in den Erzählungen von Arbeitgeber:innen und ihren Beschäftigten, Mediziner:innen und ihren Patient:innen, Bürgermeister:innen und ihren Bürger:innen usw. Demokratie erzählen. Es entstünde Episode für Episode ein Reservoir für konstruktiven politischen Streit.

Der Prozess

1. Exploration

Mit den  teilnehmenden Organisationen werden Ansprechpartner:innen in ihrer Mitgliedschaft gefunden. Durch eine Erkundung vor Ort (ethnografische Miniaturen mit leitfadengestützten Interviews) kommen wir mit Autorinnen und Autoren ins Gespräch, erleben berufliche wie lebensweltliche Bezüge und sammeln persönliche Stimmen, Episoden, Details, Irritationen etc. ein.

2. Redaktion

Im Rahmen von Workshops entsteht eine Redaktion, die sich auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Feldforschung verständigt, worüber sie redet, wenn sie über Demokratie redet. Danach folgt die Gestaltung: literarisch, dokumentarisch, inszenatorisch; in Text, Grafik oder Film, Podcast etc. Das IfAK übernimmt dann die redaktionelle Koordination sowie die Unterstützung bei Textgestaltung, Grafik, Layout und/oder audiovisueller Umsetzung.

3. Publikation

Nach und nach entsteht auf der Website-Plattform DEMOKRATIE ERZÄHLEN eine Anthologie aus episodischen Erzählungen in Wort und Bild, die von einem sich stets wandelnden (erweiternden) Stab souveräner Redakteur:innen gestaltet und ediert werden.